Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.

Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) kritisiert antiisraelische Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen

Erneut meldet sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit einer höchst einseitigen antiisraelischen Erklärung zu Wort. Unter dem Titel „Ein Aufruf zur Beendigung von Apartheid, Besatzung und Straflosigkeit in Palästina und Israel“ veröffentlichte das ÖRK-Zentralkomitee am 27. Juni 2025 eine Stellungnahme zu Israel und Palästina.

Der ÖRK ist Dachverband von 356 Kirchen weltweit – mit Gaststatus für die katholische Kirche. In der Erklärung des ÖRK-Zentralkomitees wird zwar die „Eskalation der Krise in Palästina und Israel“ benannt, „die in eklatanter Weise gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte sowie gegen die grundlegendsten Prinzipien der Moral verstößt“.

Im Anschluss aber wird ausschließlich das Leid von Palästinensern im Gaza-Krieg, in der Westbank und in Jerusalem thematisiert. Das Leiden der Israelis angesichts der andauernden Geiselhaft in den Händen der palästinensischen Hamas, der andauernden Bedrohung durch den Iran, die Hisbollah im Libanon und die jemenitischen Huthis werden vom ÖRK-Zentralkomitee schlichtweg verdrängt.

Dass das Zentralkomitee ein Ende der unerträglichen Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen und der intolerablen Siedlergewalt in der Westbank einfordert, ist das Recht und geradezu die Pflicht einer an religiös-ethischen Werten ausgerichteten Organisation, die den Grundwerten von Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet ist. Dass die Stellungnahme des ÖRK-Zentralkomitees aber so drastisch einseitig allein gegen Israel ausfällt, stellt die Ernsthaftigkeit dieses Verpflichtet-Seins infrage. In dem Text des Zentralkomitees wird Israel allein als Täter dargestellt und die Palästinenser allein als Opfer. Alle weiteren Akteure im Nahostkonflikt werden verdrängt. Alle Forderungen des ÖRK bezüglich Sanktionen, Desinvestitionen und Waffenembargo betreffen allein Israel. Die Legitimität Israels, sich gegen gewalttätige Angriffe auch militärisch zu verteidigen, wird ignoriert.

Dass die palästinensische Hamas durch einen mörderischen Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Gaza-Krieg ausgelöst hat, wird in dem ÖRK-Text schlichtweg nicht erwähnt. Dass im Nahen Osten vor allem der Iran mit seiner extrem israelfeindlichen Interpretation des Islam mit seinen Terrorpartnern Hamas, Hisbollah und den Huthis die Spirale der Gewalt immer wieder vorantreiben, will das zentrale ÖRK-Gremium aus unerfindlichen Gründen einfach nicht in die Analyse der Situation einbeziehen. Dass die Hamas in ihrer Charta ausdrücklich die gesamte palästinensische Zivilbevölkerung in den Kampf gegen Israel einschließt, ist kein Thema für das ÖRK-Zentralkomitee.

Auf der Vollversammlung der Mitgliedskirchen des ÖRK 2022 in Karlsruhe hatten die Mitgliedskirchen ihre Uneinigkeit darüber zum Ausdruck gebracht, ob der Begriff „Apartheid“ sinnvoll und hilfreich in der Bewertung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist. Nun setzt sich das ÖRK-Zentralkomitee über das Votum der Mitgliedskirchen einfach hinweg und erklärt eigenwillig, dass Israel dem palästinensischen Volk „das System der Apartheid“ auferlegt habe – ohne die sehr unterschiedliche Situation der Palästinenser im Gaza-Streifen, in der Westbank und in Israel auch nur annähernd wahrzunehmen.

Das ÖRK-Zentralkomitees reiht sich mit seinem Statement ein in die Schar derer, die Israel im Nahostkonflikt als allein Verantwortlichen brandmarken und die Verantwortung der anderen Akteure verschweigen und verdrängen. Da der ÖRK ein Dachverband von 356 Kirchen weltweit ist, muss die Erklärung diese Kirchen nun veranlassen, ihre deutliche Kritik an dem eigenmächtigen Vorgehen des Zentralkomitees zum Ausdruck zu bringen. Hier werden die Kirchen in eine völlig einseitige anti-israelische Position gebracht. Der DKR erwartet von den Mitgliedskirchen des ÖRK einen klaren und eindeutigen Widerspruch, wie dies bereits durch die Evangelische Kirche in Deutschland erfolgt ist (Stellungnahme zur Erklärung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) zur Lage im Nahen Osten – EKD).

Der DKR betrauert die Opfer aller Seiten und begrüßt alle zielführenden Friedensinitiativen. Wir hoffen, dass es den politisch Verantwortlichen aller Seiten gelingen möge, Hass und Gewalt endlich zu überwinden und ein friedlicheres Miteinander Aller in der Region zustande zu bringen, vom Libanon bis Gaza, von Tel Aviv bis Teheran. Dass auch im Nahen Osten das prophetische Wort sich verwirklicht und Schwerter zu Pflugscharen werden. Für einen solchen umfassenden Frieden beten wir und dafür setzen wir uns ein!

Präsidium und Vorstand im Juli 2025