Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.

Purim: Jüdische Gemeinde erhält „Esther-Rolle“

Zum Auftakt des Purimfestes in der Darmstädter Synagoge erhielt die Jüdische Gemeinde von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein zum Anlass passendes Geschenk, nämlich die Nachbildung einer sogenannten Esther-Megilla.

Natürlich hat die Gemeinde längst ein hebräisches Original einer solchen Schriftrolle, denn aus ihr wird in jedem Jahr im Festgottesdienst die Geschichte der mutigen Königin Esther vorgetragen und mit einem großen Rasselkonzert begleitet.

Warum also nun eine Nachbildung? Die Gemeinde betreibt seit mehreren Jahren ein kleines, aber feines Museum. Darin soll die in einer Holzschatulle präsentierte mit Leder umkleidete Rolle mit ihren 6,5m langen Papierstreifen den großen und kleinen Besuchern zum Anschauen, Anfassen und Ausprobieren zur Verfügung stehen. Diese haben damit die Replik einer 1746 in Hildesheim handgeschriebenen Esther-Rolle in deutscher Sprache in der Hand, die – aufwendig koloriert – eine Auftragsarbeit für einen Privatmann war und heute als kostbares Unikat in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover aufbewahrt wird.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Daniel Neumann, nahm die Rolle vom geschäftsführenden Vorsitzenden der Gesellschaft, Godehard Lehwark, entgegen.

Das Purimfest ist ein freudiger Gedenktag an die Errettung aus der Gefahr der Verfolgung, am 14. (außerhalb Israels auch am 15.) des Monats Adar (Februar/März). Das biblische Buch Esther berichtet von einer geplanten Judenverfolgung in alter Zeit, die durch den Mut der Esther abgewandt wurde. Ihr Widersacher, Haman, wurde zum Symbol der Judenfeindschaft. – Im Gottesdienst wird die Esther-Rolle verlesen; bei jeder Erwähnung Hamans machen die Kinder Lärm mit dafür bestimmten Rasseln. Im heutigen Israel, aber auch in den deutschen Synagogen trägt das Fest karnevalistische Züge; vor allem Kinder machen Umzüge in malerischer Verkleidung. Es wird mit großer Ausgelassenheit gefeiert. (aus: Was jeder vom Judentum wissen muss, Gütersloh 1990)