Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.

Überrascht, erleichtert und dankbar – oder: Lang erwartet und doch plötzlich!

Sie waren Jahre und Jahrzehnte ehrenamtlich tätig in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Darmstadt. Und um ein Haar hätte der Vorstand bis auf weiteres kommissarisch im Amt bleiben müssen, wenn sich nicht in der Mitgliederversammlung eine spontane Lösung für ihre ersehnte „Befreiung“ von ihren Ämtern aufgetan hätte. Jetzt wurden sie gewürdigt und verabschiedet.

Archivpädagoge Dr. Thomas Lange, vielen auch als früherer Lehrer an die LIO bekannt, hat über viele Jahre die Alexander-Haas-Bibliothek im Literaturhaus geleitet und mit seinem Team von Ehrenamtlichen betreut. Er hat in den letzten Jahren geschafft, die Bücherbestände (8000 Bände), darunter viele rare „Schätze“,  über den elektronischen Katalog der Zentralbibliothek der Evangelischen Kirche (EKHN) zugänglich zu machen. 55 sogenannte Bibliotheksgespräche mit Autoren, Lesern und Interessenten hat er geleitet, historische Recherchen betrieben und veröffentlicht. An der jüngst erschienenen, völlig überarbeiteten Neuauflage des Buches „Juden als Darmstädter Bürger“ hat er maßgeblich mitgewirkt.

Jetzt hat er seine Aufgaben abgegeben und zum Glück hat sich mit Joachim Keil, dem bisherigen Inhaber der Buchhandlung an der Stadtmission und langjährigem Mitglied der Gesellschaft, ein Nachfolger für ihn gefunden.

Der evangelische Vorsitzende Dr. Lothar Triebel dankte ihm im Namen der Gesellschaft.

Triebel selbst wurde gewürdigt und verabschiedet von Dr. Wolfgang Gern und dem bisherigen Vorstandskollegen Rainer Wenzel. Gern betonte die persönliche und berufliche Expertise, die schon in Triebels Studium und in seiner Dissertation über jüdische Bestattungsrituale zutage getreten sei. Von ihr und von seinen zahllosen Kontakten in den unterschiedlichsten Bereichen habe die Gesellschaft enorm profitiert.  Rechtsanwalt Wenzel lobte die Zusammenarbeit mit ihm im Vorstand, von der er als Laie viel gelernt habe. Triebel hatte eine bis heute fortgeführte Reihe von ökumenischen Gottesdiensten in Stadt- und Landgemeinden der Region initiiert, die jeweils zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus stattfinden. Auch eine Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Gesellschaft geht auf sein Konto. Innerhalb seiner 10-jährigen Amtszeit gemeinsam mit dem katholischen Vorsitzenden hat die Darmstädter Gesellschaft 83 neue Mitglieder gewonnen und ist damit gegen den Trend gewachsen.

Godehard Lehwark, seit 33 Jahren katholischer und seit dem Ausscheiden von Gabriella Deppert auch geschäftsführender Vorsitzender, könnte noch umfangreichere Erfolgsstatistiken vorlegen. Allein im letzten Jahr hat die Gesellschaft 40 Veranstaltungen durchgeführt, ein Rekord, der nicht nur wegen Corona so bald nicht gebrochen werden dürfte! Lehwark soll mit einer Konzertveranstaltung zu einem anderen Zeitpunkt ausführlicher geehrt und verabschiedet werden.

Mit einer – Corona macht`s nötig – haarscharf vermiedenen herzlichen Umarmung wurde die Religionspädagogin Ulrike Volke von der jüdischen Vorsitzenden Ruth Marx gewürdigt und aus dem Vorstand verabschiedet. Volke – seit 1983 Mitglied der Gesellschaft, gehörte dem Gremium vier Jahre lang und hatte dieses Engagement von vornherein zeitlich begrenzt. Ruth Marx hob Volkes enges Verhältnis zu den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde und ihre häufige Teilnahme an den Schabbat-Gottesdiensten hervor, die durch ihre Freundlichkeit, ihren Humor und ihre auf Ausgleich bedachte Art die Herzen der Menschen gewonnen habe.