Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.

Rede Daniel Neumann zum Pogromnachtgedenken 2020

„Das mutierende Virus Antisemitismus“
Hier die Rede des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Daniel Neumann, zum Pogromnachtgedenken 2020

Rede am 09.11.2020 zum Gedenken
an die Pogromnacht in der Synagoge Darmstadt

In diesem Jahr ist alles anders. Gezwungenermaßen.
Wir haben lange überlegt, wie dieses Gedenken gestaltet werden kann.
Was möglich ist und was unmöglich. Wie weit wir gehen können, ohne zu
gefährden. Und haben uns schließlich schweren Herzens für diese Form des Gedenkens entschieden. Für das virtuelle Gedenken.


In dem Wissen, dass es sonderbar sein wird.
Trister. Kälter. Einsamer.

Doch die persönliche Begegnung birgt Risiken.
Die Zusammenkunft bedeutet Unsicherheit.
Und Gemeinschaft bringt Gefährdung mit sich.
Deshalb sind wir heute Abend voneinander getrennt. Zumindest räumlich.
Sie vor Bildschirmen aller Art. Und wir hier.
Eine Handvoll Repräsentanten. An dem Ort, der just in diesem Augenblick
eigentlich mit Menschen gefüllt sein sollte.
In bedächtiger und gespannter Stille.
Um dann zusammen, miteinander, gemeinsam der Ereignisse vor 82 Jahren zu erinnern. Dem 09. November 1938. Der Nacht, der brennenden Synagogen.


Und dem Grauen, das sich bereits zuvor angepirscht hatte und dass in dieser Nacht entfesselt wurde.
Dabei ist es schwer auszuhalten, dass wir diesen Moment nicht gemeinsam
begehen können.


Was an sich schon seltsam ist. Denn wir Juden waren lange daran gewöhnt,
unsere an Tiefschlägen überbordende Geschichte überwiegend selbst zu
bewältigen. Unter uns.


Nicht nur, weil es naturgemäß ein höheres Bedürfnis der Angegriffenen gibt, ihre Wunden zu lecken.
Sondern auch, weil es leichter ist, innerhalb der Familie zu trauern.
Man hinterfragt keine Motivationen.
Grübelt nicht über die Absichten der Anwesenden.
Nein. In der Familie lässt man sich fallen. Lässt die Tränen ungehindert fließen.
Trauert um die Angehörigen, die man nie kennengelernt hat.
Um die Menschen, die man verloren hat.

Erinnert denen, die entwürdigt, gedemütigt, vertrieben oder dahingeschlachtet wurden.
Und versucht sich gegenseitig darin zu bestärken, dass so etwas nicht mehr
geschehen wird. Nicht mehr geschehen darf. Obwohl alle ahnen, alle spüren, dass – wie es der Auschwitz-Überlebende Primo Levi einst in Worte gefasst hat, das was geschehen ist auch wieder geschehen kann.
Nicht als exakte Wiederkehr der Ereignisse.
Und nicht in derselben Dimension.
Aber in einer mutierten Variation durchaus.
Wir sind also durchaus daran gewöhnt in der jüdischen Großfamilie zu trauern, zu erinnern, zu bewältigen.


Das heißt aber nicht, dass dies der einzige Weg ist.
Denn das Trauern, Erinnern, Gedenken ist nicht auf die eigene Familie
beschränkt. Ganz im Gegenteil.
Mitunter braucht es die Unterstützung von Menschen, die zwar kein
Familienmitglied und keinen Verwandten verloren haben.
Die aber trotzdem betroffen sind.
Die selbst auch einen Verlust empfinden.
Oder den Verlust der anderen spüren.
Weil sie über die Fähigkeit verfügen, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen.
Weil sie eine Verantwortlichkeit empfinden, den anderen und mitunter auch
sich selbst darin zu bestärken, dass die Mechanismen, die den Weg in den
Abgrund bereitet haben, nicht noch einmal zugelassen werden dürfen.
Weil sie politische oder gesellschaftliche Prozesse aufmerksam beobachten und
ihre Alarmglocken schrillen, wenn sie die Wiederkehr von Entwicklungen
beobachten, die in der Geschichte ein ums andere Mal Katastrophen
heraufbeschworen haben.
Und weil sie und wir alle Teil desselben Gemeinwesens sind.
Es ist eben kein Erinnern im engen Familienkreis. Sondern es ist ein
gemeinsames Erinnern mit Freunden und Weggefährten.
Mit Unterstützern und Gleichgesinnten.
Mit Menschen, die ein Gespür dafür haben, was für uns alle auf dem Spiel steht
und wie wichtig, wie wohltuend, wie tröstend eine Hand sein kann, die einem
gereicht wird. Wie wertvoll die Momente des gemeinsamen Gedenkens, die
Gesten des Beistands und die Zeichen der Unterstützung sind.


Normalerweise wären wir jetzt gemeinsam hier, um zusammen zu gedenken.
Der Nacht der brennenden Synagogen. Also der Reichspogromnacht und all des
Grauens, das noch folgte.
Gelegentlich ist dabei immer noch von der sog. „Kristallnacht“ die Rede.
In dem untauglichen Versuch einer Beschönigung der Ereignisse.
Wodurch das Geschehen in Wahrheit verfälscht, verharmlost, verunstaltet
wird. Denn es ging nie um „Kristall“.
Und es ging auch nicht nur um die Scheiben tausender Geschäfte jüdischer
Inhaber und Synagogen. Orte wirtschaftlicher Existenz und Orte religiöser
Heimat, die in dem staatlich organisierten Pogrom demoliert oder in Brand
gesetzt, also brutal zerstört wurden. Sondern es ging um so viel mehr:
Es ging vor allem um Menschen, um Mitmenschen, die gedemütigt, geschlagen,
beraubt, deportiert und ermordet worden sind.
Von Nachbarn, Kollegen, Mitbürgern. Ausgeschlossen und entwertet.
Ausgebürgert und entwürdigt. Ausgegrenzt und entmenschlicht.
Nicht nur des Nachts, sondern am ebenso während des Tages.
Also nicht nur im Schutz der Dunkelheit, sondern ebenso am helllichten Tag.
In Ortschaften, Dörfern und Städten.
In den Zentren des gesellschaftlichen Lebens. Gleich um die Ecke.
Nachdem der Hass auf die Juden über Jahre hinweg propagiert und kultiviert
worden war und sich immer tiefer in die deutsche Gesellschaft hineingefressen
hatte, brach er nun erbarmungslos heraus.
Zielte auf Kollegen, die zu Feinden wurden. Auf Nachbarn, die zu Fremden
wurden. Auf Mitbürger, die zu Untermenschen wurden.
Und spätestens da wurde für alle sichtbar, dass Juden zu Freiwild geworden
waren. Und kein nennenswerter Widerstand vom Volk der Dichter und Denker
zu erwarten war. Ganz im Gegenteil!
Die Mehrheit machte sich strammen Schrittes auf ins tausendjährige Reich.
Und hatte nur wenig Probleme damit, nebenbei den größten industriellen
Massenmord der Geschichte zu begehen.
Sich dieser schmerzhaften Erinnerung zu beugen, ist eine Herausforderung.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass die Meisten lieber den Mantel des
Schweigens ausbreiten und sich in tatkräftigem Vergessen üben.
Sich das Feierabendvergnügen nicht auch noch durch die Erinnerung an dunkle
und weit zurückliegende Ereignisse trüben lassen.

Schließlich muss irgendwann auch mal Schluss sein, oder?
Muss es das? Muss irgendwann Schluss sein? Und was kommt danach?
Jede Gesellschaft muss selbst entscheiden, wie sie mit ihrer Geschichte
umgeht. Ob sie die dunkelsten Kapitel beleuchtet oder es bei einem flüchtigen
Blick auf die undeutlichen Konturen bewenden lässt.
Ob sie bereit ist, Geschichte nicht nur als unvermeidbare Abfolge historischer
Ereignisse zu betrachten, sondern die Vielfalt alternativer Szenarien einbezieht.
Ob sie bereit ist, aus Erfahrungen vorangegangener Generationen zu lernen
oder gleichgültig mit den Schultern zuckt. Bereit, historische Fehler aufs Neue
zu begehen.
Wenn man sich die Entwicklungen der letzten Jahre so anschaut, könnte man
fast zu dem Schluss kommen, dass es mit der Rückschau und der Aufarbeitung
nicht so weit her ist. Dabei gibt es kaum ein Land, das nach anfänglichem
Zögern die eigene Geschichte so gründlich aufgearbeitet hat, wie Deutschland.
Und es gibt keine historische Periode, die so genau untersucht wurde, wie die
des Nationalsozialismus.
Die so seziert wurde, wie die der Weg in den industriellen Massenmord und die
Ausführung des größten Menschheitsverbrechens.
Es ist alles da. Analysiert, demonstriert, charakterisiert und dokumentiert.
In allen erdenklichen medialen Formen fast überall, für nahezu jeden, beinahe
rund um die Uhr verfügbar.
Und trotz allem kehrt der alte Ungeist unaufhaltsam zurück. Oder war nie
wirklich weg. Denn die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit trifft nicht selten auf eine Front von Leugnern, Verweigerern,
Relativisten und Reaktionisten
So sehr man sich eine Welt wünscht, in der die Vernunft die Oberhand gewinnt,
das Mitgefühl dominiert und das respektvolle Miteinander vorherrscht. So sehr
holt einen die Realität immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Denn Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind ebenso auf
dem Vormarsch wie der Rechtsextremismus.
Das zeigen nicht nur NSU 1.0 und NSU 2.0, der Mord an dem Kassler
Regierungspräsident Lübke und nicht nur der Anschlag von Hanau.
Nicht nur die Erkenntnisse über rechtsextreme Strukturen innerhalb der
Sicherheitsbehörden und der Bundeswehr.

Nicht nur der Anschlag auf die Synagoge in Halle, nicht die Attacke vor der
Synagoge in Hamburg.
Nicht nur die Hygiene- und Querdenker-Demos, die nicht selten von
rechtsextremen Kräften und paranoiden Verschwörungsgläubigen
unterwandert werden. Nicht nur die Höckes und Kalbitzes dieses Landes.
Nicht nur die Verschwörungsmythen, die derzeit beispiellosen Aufwind haben
und nur allzu oft in judenfeindlichen Höhepunkten gipfeln.
Und nicht nur die alltäglichen antisemitischen und rassistischen Übergriffe
überall im Land.
Nein, nicht nur diese Entwicklungen müssten die Alarmglocken schrillen lassen,
sondern auch die Entscheidung eines Weltkonzerns, die kürzlich verkündet
wurde: Facebook, das soziale Netzwerk, das etwa 2,5 Milliarden User zählt,
verbietet die Holocaustleugnung. Samt aller dazugehöriger Behauptungen, die
sich in diesem Dunstkreis bewegen.
16 Jahre lang ließ Facebook im Namen der Meinungsfreiheit in vielen Ländern
der Welt Lügen, Leugnungen und Verzerrungen über den Holocaust zu.
Und entschied sich damit gegen die objektiv gesicherte, geschichtliche
Wahrheit. Doch inzwischen hat sich etwas verändert.
Denn die Masse an Lügen, Hass und Geschichtsverdrehung und das Maß an
rechtsextremen, antisemitischen und rassistischen Beiträgen hat in einem solch
erschreckenden Maße zugenommen, dass Facebook sich zum Handeln
gezwungen sieht.
Die Entscheidung mag richtig sein. Und gibt doch Anlass zu tiefer Sorge!
Denn sie lässt die bittere Erkenntnis Gewissheit werden, dass man sich auch in
den USA zu lange in falscher Sicherheit gewogen hat.
Denn Bildung, Wissen und Erfahrung allein bieten keinen ausreichenden Schutz
vor zerstörerischen und menschenfeindlichen Ideologien und Bewegungen.
Davor und vor der Gefahr, die auf uns zurollt, haben wir immer und immer
wieder gewarnt. Aber wer will das schon hören? Wer will sich damit schon
auseinandersetzen. Wer will das schon wahrhaben?
Doch irgendwann hilft es nicht mehr, sich die Augen zuzuhalten.
Denn dadurch verschwindet das Monster auch nicht.
Und es hilft auch nicht, sich einzureden, dass nichts so heiß gegessen wird, wie
es gekocht wird. Oder zu erwarten, dass die Selbstheilungskräfte einer
Gesellschaft die Lügen, den Hass und den Extremismus überwinden werden.
Denn das tun sie nicht. Das haben sie noch nie und das werden sie wohl auch
nie.

Denn der Antisemitismus ist wie ein mutierendes Virus, wie es der kürzlich
verstorbene frühere Oberrabbiner von Großbritannien, Jonathan Sacks s.A., im
Jahr 2016 während einer Rede vor dem EU-Parlament ausgedrückt hatte.
Es befällt eine Gesellschaft und trickst ihr Immunsystem ein ums andere Mal
aus, indem es immer wieder mutiert.
Es vernebelt das Denken der Infizierten. Bringt tiefsitzende Vorurteile zum
Vorschein und lässt Verschwörungsmythen sprießen.
Es sorgt dafür, dass man Juden mit anderen Augen sieht. In ihnen etwas
anderes sieht. Etwas unheimliches, mächtiges, bedrohliches.
Der Attentäter von Halle schrieb in seinem Manifest: „Eigentlich habe ich
geplant, eine Moschee oder ein Antifa-Zentrum zu stürmen, die nicht so gut
gesichert sind, aber selbst die Ermordung von 100 Golems würde keinen
Unterschied machen, da jeden Tag viel mehr nach Europa verschifft werden.
Der einzige Weg, um zu gewinnen, ist es, den Kopf der von den Zionisten
beherrschten Regierung abzuschlagen, also die Juden. Wenn ich scheitere, aber
wenigstens einen Juden ermordet habe, dann war es das wert. Außerdem:
wenn jeder weiße Mann einen Juden ermordet, dann gewinnen wir.“
Die Mutter des Attentäters, eine Ethiklehrerin an einer Grundschule, sagte
später über ihren Sohn: „Er hatte nichts gegen Juden in dem Sinne. Er hatte
was gegen die Leute, die hinter der finanziellen Macht stehen. Wer hat das
nicht?“ Ja… wer hat das nicht…
Das Virus sorgt also nicht nur für eine Vergiftung des Denkens, sondern richtet
die Ablehnung der Befallenen, ihren Hass und ihre Wahnvorstellungen auch
gezielt gegen eine Gruppe. Gegen die Juden. Damals wie heute. Immer wieder.
In Deutschland hat man sich dennoch immer wieder selbstzufrieden
zurückgelehnt in der Annahme, dass man genug getan habe. Dass man das
Virus nach dem katastrophalen Ausbruch während der Nazizeit schließlich
erfolgreich bekämpft habe. Demokratieerziehung, Bildung und die Tabuisierung
antisemitischer Einstellungen schienen die geeigneten Mittel gewesen zu sein,
um die Krankheit zu heilen.
Doch man hat sich getäuscht. Oder hat sich täuschen wollen.
Denn das judenfeindliche Virus war nie weg!
Ein Blick in das Buch „Terror gegen Juden“ von Ronen Steinke belegt dies en
Detail, indem es die Auswüchse des Judenhasses in der Bundesrepublik über
Jahrzehnte hinweg akribisch nachzeichnet. Und mit ihm das Versagen des
Staates.

Das Infektionsgeschehen jedenfalls ist mal stärker und mal schwächer.
Und auch wenn es zeitweise scheint, als habe man das Virus unter Kontrolle
gebracht, irrt man gewaltig.
Denn in Wahrheit nistet es weiter inmitten der Gesellschaft, um sich erneut zu
wandeln und dann von neuem anzugreifen.
Im Fall des erneuten Krankheitsausbruchs sind die Reaktionen dann recht
ähnlich. Und die hektische Suche nach einer schnellen Lösung des Problems
beginnt von neuem. Wie soll das Virus diesmal eingedämmt werden?
Da eine wirksame Medizin kurzfristig nicht verfügbar scheint, bleiben nur wenig
Alternativen:
Eine ist das Leugnen, das Verschweigen oder die Unfähigkeit, sich die eigene
Schwäche einzugestehen. Doch das geht spätestens dann nach Hinten los,
wenn das Geschehen an Dynamik gewinnt.
Eine zweite ist die Tendenz, die Bedrohung zu relativieren. Oder das
Gefahrenpotential für sich und andere herunterzuspielen. Doch auch dies
funktioniert bei heftigen Ausbrüchen nicht.
Eine dritte ist die Hoffnung auf die Selbstheilungskräfte.
Allerdings hat diese Methode auch in der Vergangenheit immer wieder versagt.
Die vierte Alternative ist die Aufklärung und der Appell, auf sich und seine
Mitmenschen zu achten, da der Virus alle befallen und zu dramatischen
Konsequenzen führen könne.
Eine Warnung, die viele in den Wind schlagen, da sie meinen, selbst nicht
betroffen oder nicht in Gefahr zu sein.
Und selbst wenn sie sich anstecken, sind die eigentlich Leidtragenden doch
andere. Also was soll`s?
Die fünfte Alternative ist die Beobachtung, Nachverfolgung und in letzter
Konsequenz die Inhaftierung von Infizierten mit heftigen Verläufen, die zu
manifestem Hass und Gewaltausbrüchen gegen Juden führen.
Da auch dies in der Regel aber nur unzureichend funktioniert,
bleibt nur die fünfte Alternative:
Man versucht, die Gruppe zu isolieren oder besonders zu schützen, die zum Ziel
es Hasses und zum Ziel der Gewalt werden kann.

Versucht sie in Sicherheit zu bringen vor den mit dem antisemitischen Virus
Befallenen.
Das ist es, was gerade in Deutschland geschieht.
Und dafür werden Millionen und Abermillionen Euro bundesweit bereitgestellt.
Um Juden vor den Judenhassern besser zu schützen.
Denn wenn die Bekämpfung der Ursache nicht gelingt, sollen zumindest die
schlimmsten Auswüchse verhindert werden.
Wenn das Virus selbst schon nicht erfolgreich bekämpft werden kann, sollen
zumindest die dramatischsten Folgen abgemildert werden.
Vorübergehend mag dies helfen. Schützt dieses Vorgehen die jüdische
Gemeinschaft, wenn diese sich in Synagogen und Gemeinden versammelt.
Vorübergehend verschafft diese Methode Linderung. Und danach?
Wer nicht versteht, dass der Antisemitismus ein mutierendes Virus ist, das
nicht nur den Verstand und das Denken angreift. Und nicht nur z
Wahnvorstellungen und Hass gegen Juden führt. Sondern auch die Grundlagen
unseres Gemeinwesens angreift. Unsere freiheitlich-liberale Grundordnung.
Unser Verständnis von der Gleichwertigkeit aller Menschen.
Unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie.
Und letztlich unser friedliches Zusammenleben.
Der wird auch nicht begreifen, dass es Zeit ist, endlich etwas zu unternehmen.
Und dabei reicht das Engagement einiger weniger nicht aus.
Es braucht eine umfassende Strategie und einen langen Atem.
Es braucht die Politik und den Staat mit all seinen 3 Gewalten.
Es braucht ein umfassendes Bildungswesen und die Kultivierung kritischen
Denkens.
Es braucht eine starke Zivilgesellschaft und ein funktionierendes Gemeinwesen.
Und es braucht das Bewusstsein und den unbedingten Willen, dieses Virus
endlich dauerhaft bekämpfen zu wollen.
Zusammen. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung.
Heute. Nicht erst Morgen.
Denn da könnten wir es schon wieder mit einer neuen Mutation des
Judenhasses zu tun haben.
Und wer weiß, wo das dann endet.